Was ist überhaupt die Firmung?
In unserem katholischen Glauben gibt es vieles, was nicht so einfach zu verstehen ist. Vor allem, wenn jemand Dich danach fragt, der selbst nicht katholisch ist - oder »nicht so richtig katholisch«. Wenn Du (oder ich) dann versuchen zu erklären, was solche Dinge wie z. B. »Beichte«, »Anbetung«, »Erlösung« oder eben »Firmung« mit unserem Glauben zu tun haben, dann müssen wir natürlich zuerst überlegen, was denn »Glauben« eigentlich bedeutet.
Die Antwort darauf ist nicht so einfach - es ist immer schwer, einen Vergleich für etwas zu finden, der 100%-ig passt. Aber, ich behaupte einfach mal, dass dieser Vergleich nicht zu toppen ist: »Der Glaube an Gott ist so ähnlich wie eine Liebesbeziehung zwischen Menschen.«
Dieser Vergleich ist so gut und lässt so Manches verstehen, das vorher ganz seltsam klang, dass ich lange Zeit gar nicht gemerkt habe, dass der Vergleich: »Glauben - das ist so ähnlich wie Deine Beziehung zu Deinem Freund ...« gar kein Vergleich ist - beides ist tatsächlich dasselbe.
Vergleicht man Glauben & Religion mit Liebe & Beziehung, so finden sich immer wieder Anknüpfungspunkte, die plötzlich erhellen, was zuvor recht verwirrend klang. Eine Beziehung zu einem Freund, eine Liebesbeziehung oder eine Partnerschaft - da kann sich jeder etwas darunter vorstellen. Jeder weiß um die Voraussetzungen, die dazu nötig sind.
Ich bin fest davon überzeugt, dass derjenige, der eine lebendige und freie Beziehung zu Gott hat, dadurch für menschliche Partnerschaften viel mehr lernt und begreift als jemand, für den der Glauben nur eine theoretische Überlegung ist.
Deswegen glaube ich auch, dass die Firmung nicht nur für den Glauben, sondern auch für die Liebe äußerst wichtig ist. Für die Liebe zu Gott - und jede Liebesbeziehung zwischen den Menschen.
Taufe
Die Taufe ist der Beginn Deiner Liebesbeziehung mit Gott. (Da haben wir es wieder: Glauben ist eine Liebesbeziehung!) Da die meisten Menschen in unserer Gegend allerdings schon als kleine Kinder, ja sogar als Säuglinge getauft werden, ist das natürlich erst einmal eine sehr einseitige Beziehung: Gott liebt den Menschen und verspricht ihm Seine Liebe. Für immer und ewig.
Und Gott hält sich daran. Vor allem hält Gott sich daran, dass es eine wahre und gute Liebe ist - also keine Einengung, keine Bevormundung. Gott ist geduldig; aber gleichzeitig hoch aktiv, weil er um die Liebe des Menschen wirbt. Nicht, wie die Werbung, die uns manipulieren will. Sondern wie Romeo um Julia wirbt.
Die Zeit nach der Taufe ist die Zeit der Verliebtheit. Verliebte Menschen sind fasziniert, lassen sich schnell begeistern. "Er hat mich gesehen und angeschaut und gelächelt! Er mag mich!" - Verliebte sind aber auch ruckzuck voller Zweifel: "Vielleicht mag sie mich doch nicht? Vielleicht hat sie nur aus Mitleid gelächelt? O Gott...!"
Die Zeit der Verliebtheit ist eine Zeit der Krisen, der rosa Brillen und der Flugzeuge im Bauch. So ist es auch im Glauben. Für Kinder ist Gott einfach spannend; er ist manchmal der beste Freund (und oft auch die beste Freundin), dann ist er an allem Schuld, und kurz drauf ist er die letzte Hoffnung bei der Mathearbeit.
Aber eines ist klar: Verliebtheit und Liebe - das sind noch zwei verschiedene Dinge.
Aus Verliebtheit wird Liebe
Verliebtheit - das ist noch nicht das Gleiche wie Liebe. Es ist ein spannender Weg, bis aus den ersten verliebten Blicken Liebe wird.
Der wichtigste Schritt ist natürlich der, dass die beiden, die sich immer verstohlen verliebt angeschaut haben, irgendwann einander so vertrauen, dass sie sich gegenseitig gestehen, sich verliebt zu haben.
Das ist aufregend! Was wird der andere wohl sagen? Mich auslachen? Oder Bedenkzeit erbitten? - Selbst wenn ich weiß, dass der eine auf den anderen wartet, fällt es dennoch sehr schwer, diesen Schritt zu tun.
Wo Worte schwer fallen, helfen Gesten. Zeichen der Liebe. Zärtlichkeiten. Alles das sind kleine Anfragen an den anderen. Und auch Antworten auf dessen Zuwendungen.
So ist es auch im Glauben, so ist es auch bei Gott. Es gibt diese Zeit des Kennenlernens, des gegenseitigen Beobachtens; es gibt die ersten Zärtlichkeiten und Zeichen - Gebete, Hände falten, Kniebeugen - aber auch Gedanken, Bitten, Dank und Liebeserklärungen an Gott. Und wir warten oft ganz gespannt, ob Gott antwortet. Ebenfalls in den Gedanken, in kleinen Liebesbeweisen, erhörten Bitten oder wunderschönen Erlebnissen.
Aber irgendwann reicht es nicht mehr, sich einander anzunähern. Irgendwann - wie in jeder menschlichen Liebesbeziehung - kommt der Wunsch auf, dem anderen zu sagen: Ich habe Dich lieb. Ich mag Dich.
Dieser Moment geschieht auch im Glauben - aber dieser Augenblick ist noch nicht die Firmung.
Die Tauferneuerung
Im Film "Ghost - Nachrichten für Sam" antwortet Sam auf die Frage seiner Frau, ob er sie liebt, immer nur mit "dito". Seine Frau leidet darunter - nicht, weil sie an seiner Liebe zweifelt. Aber es tut gut, die erste Liebeserklärung immer wieder neu zu hören - und es tut gut, sie immer wieder neu zu geben. "Ich liebe Dich...!" - "Ich liebe Dich auch."
Dieser Moment ist im Glauben die Tauferneuerung. Irgendwann in meiner wachsenden Beziehung zu Gott war ich nicht mehr das Kind, das die Eltern nachahmt. Irgendwann bin ich überwiegend aus eigenem Antrieb zu Gott gegangen. Es ist nicht wichtig, wann das war und ob ich mich daran erinnern kann. Wichtig ist: Jetzt schließe ich selbst offiziell Freundschaft mit Gott - nachdem das damals die Eltern und Paten in meinem Namen getan haben. Ich setze mich selbst mit Gott in Verbindung; ich spreche nun selbst die Worte, die damals andere für mich gesprochen haben.
Manchmal feiern wir eigene Gottesdienste zur Tauferneuerung. Aber im Grund ist jeder Gottesdienst eine Erneuerung der Liebesbeziehung. "Ich liebe Dich" sagt Gott; und mit Deinem Leben - und manchmal auch mit Deinen Worten - antwortest Du: "Ich liebe Dich auch".
Jedesmal, wenn wir beten; wenn wir zur Kommunion gehen; wenn wir beichten; wenn wir ein Kreuzzeichen machen - und vielleicht auch ganz oft, ohne dass wir es merken -, wiederholen wir den Moment, in dem Gott und Mensch sich zueinander bekannten.
Deshalb wird vor der Firmung das Taufversprechen erneuert. Die Firmung ist also auch eine Tauferneuerung. So wie jedes Sakrament.
Aber sie ist noch mehr: Sie ist der nächste Schritt in Richtung Liebe.
Endlich: Die Firmung
Auf der Tafel in der Schule steht in großen Buchstaben "Timo & Sarah" - und darum ist ein riesiges Herz gemalt. Natürlich ist die Tafel am Ende der Pause noch zugeklappt, damit Timo und Sarah davon nichts wissen. Sie würden sonst alles sofort wegwischen.
Aber nun öffnet der Lehrer die Tafel im Unterricht, und Timo und Sarah sind machtlos. Alle lachen, und die beiden laufen knallrot an.
Aber dann passiert, womit keiner gerechnet hat: Timo steht auf und sagt - immer noch mit knallrotem Kopf: "Warum lacht ihr? Ja, es stimmt. Ich bin in Sarah verliebt!" Wortlos erhebt sich auch Sarah - und strahlt. Das hat keiner erwartet - und damit haben Timo und Sarah auch sich selbst überrascht. Soviel Mut!
Jede Liebesbeziehung hat ihre intime, ganz persönliche Phase. Da darf es noch keiner wissen, was sich entwickelt - und wenn doch, dann ist es peinlich. Eine Liebe, die sich noch vergewissern muss, darf nicht auf die Bühne ins Scheinwerferlicht gezerrt werden.
Aber irgendwann wächst die Liebe - und dann soll es jeder wissen. Dann willst Du zeigen, dass Du verliebt bist. Und zwar nicht verliebt in irgendwen - sondern genau in diese Person. Verliebte in dieser "Phase" stehen zu einander, stehen füreinander ein, stehen auch offen und öffentlich zusammen für andere ein.
Bist Du dazu bereit? Ist Deine Liebe groß genug, es zu wagen? Willst Du es versuchen?
Dann wird Dir in der Firmung noch etwas geschenkt. Es gibt noch etwas gratis dazu!
Nur wegen der Geschenke
"Ach, Du lässt Dich nicht firmen? Dann kriegst Du ja gar keine Geschenke! Also, ich möchte darauf nicht verzichten!"
Genau. So soll es sein!
Sich nur wegen der Geschenke firmen zu lassen, ist verpönt. Hör nicht drauf - es gibt eigentlich gar keinen anderen Grund für die Teilnahme an der Firmung. Alle sollten sich wegen der Geschenke firmen lassen.
Natürlich sollten Deine Ansprüche nicht zu gering sein. Wer lediglich auf kleinere Geschenke - wie zum Beispiel ein bisschen Geld, einen Gutschein für einen langgehegten Wunsch oder ein paar Bücher - hofft, der verkauft sich unter Preis.
Nein, wenn schon, dann solltest Du für eine Liebe, Dein Leben und Deinen Glauben mehr erwarten. Und tatsächlich gibt es in der Firmung unbezahlbare Gratis-Gaben.
Wenn "Firmung (Part 1)" bedeutet, dass Du jetzt zu Deinem Glauben stehst, dann ist das Deine Leistung. Dafür brauchst Du nicht zur Firmung kommen. Das kannst Du auch auf facebook posten: "Hi! Ab heute stehe ich dazu: Ich bin katholisch und lasse ab nun auf meinen Glauben nichts mehr kommen." Dazu braucht man keine Kirche, keinen Bischof und keine Firmung.
Aber dafür gibt es auch keine Geschenke. Im Firmgottesdienst jedoch wirst Du gesalbt "mit dem Heiligen Geist" - und er schenkt Dir direkt sieben Seiner besten Support-Leistungen. Die sieben Gaben des Geistes - vollkommen gratis. Ein nicht mehr zu überbietendes Geschenk.
Also, wenn Firmung, dann vor allem wegen dieser Geschenke!
aus http://www.k-l-j.de/080_firmung.htm