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Unter dem Thema „Positiv Sein - Betroffenheit teilen, Auf Gott Hören, Zuversicht spüren“ fand der diesjährige ökumenische Gottesdienst zu Buß- und Bettag diesmal wieder in Rentweinsdorf statt.

Allein in der Vorbereitungsgruppe zu sein war bereits ein Segen für mich. Das Highlight des Gottesdienstes auszumachen, ist schwierig. Für mich hatte aber das persönliche Zeugnis von Herrn Hild aus Mürsbach über seine intensiven Erfahrungen mit dem Coronavirus eine besonders gewichtige Bedeutung für diesen Abend. Herr Hild erzählte über seine Erfahrungen: wie fast seine komplette Familie unter dem Virus litt, wie er sich an nur wenig aus der Zeit der Krankheit erinnern kann, dass sein Bruder dabei starb und, welche Auswirkungen der Virus auch heute noch auf sein Leben hat. Die Ärzte hatten Herrn Hild keinerlei Überlebenschancen mehr in Aussicht gestellt, berichtete er mit einer leibhaftigen Lebensfreude vor den Teilnehmern des gut gefüllten Gottesdienstes. Zuletzt bedankte er sich für die schönen Erfahrungen, die er als Katholik mit den evangelischen Geschwistern machen durfte. Herr Hild hatte sich überwunden zu sprechen und damit im Beisein seiner Familie allen ein Geschenk gemacht.

„Es war spürbar, hier darf was Neues wachsen. Ein großer Segen für unsere Gemeinden und die Ökumene.“ (Teilnehmerin)

Ute aus der Vorbereitungsgruppe ergänzte, welche tragende Bedeutung im Falle von Herrn Hild das Gebet der Gemeinde einnahm. Sie spürte eines Tages, dass Herr Hild wieder gesund werden würde und schrieb es in eine Gruppe. Der Satz gelang ungeplant zu Herrn Hilds Tochter, wo er begann der Familie Halt und Hoffnung zu schenken.

Der nun vorgetragene Psalm 139 hatte eine ganz eigene Qualität und sprach mir direkt ins Herz. Er war als Frage-Antwort-Schema formuliert: Frage: Manchmal frage ich mich: Ist Gott überhaupt da, weiß er wie es mir geht, weiß er überhaupt was ich gerade fühle oder denke? - Gott spricht: Mein Sohn, meine Tochter, ich sehe dich, ich kenne dich durch und durch. Ob du sitzt oder stehst – ich weiß es, aus der Ferne erkenne ich, was Du denkst. Ob du gehst oder liegst – ich sehe dich, dein ganzes Leben ist mir vertraut. Schon bevor du anfängst zu reden, weiß ich, was du sagen willst.

Ich hatte nun die Aufgabe über das Evangelium zu predigen, das beginnt mit „Sorgt euch nicht...“ (Mt 6,25-34). Zweimal hatte ich in der Vorbereitung meine Predigt komplett über den Haufen geworfen bis mir noch am selben Nachmittag in der Kirche beim Gebet der entscheidene Gedanke kam. Sorgen sind nicht per se schlecht. Ich kann Sorge tragen für meine Nächsten. Aber Sorgen, die aus der Selbstliebe entwachsen - und das sind die Sorgen, von denen Jesus spricht - versperren uns den Blick auf das Reich Gottes und den Nächsten. Positiv sein klappt nur unter der Voraussetzung, dass ich aufhöre, mich um mich selbstzudrehen und anfange meinen Nächsten bedingungslos zu lieben. Die Selbstverliebtheit, die mich meistens daran hindert, ist wie ein Virus, den alle haben und dem es durch Gebet, Meditation, Stille vor Gott und gute Taten als tägliche Medikamente entgegenzutreten gilt.

Und bis jetzt habe ich noch kein Wort über die tolle Band verloren und die guten Gespräche im Nachhinein etc. Im Vorbereitungsteam haben wir uns vorgenommen: wir bleiben dran - ökumenisch, geistlich, und zu Herzen gehend.

Benedikt Glaser, Pastoralassistent, Baunach

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