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„In deinen Händen sind Anfang und Ende“ - damit spricht ein gläubiger Mensch den allmächtigen Gott an. Dann drückt er seine Bitte aus: „So nimm denn meine Hände“. Und zwar nicht nur an der Schwelle des Todes, so wie es das Requiem-Lied eigentlich meint. Wir möchten Hand in Hand mit Gott ein gelungenes Erdenleben führen und das Himmelreich erlangen! Die Hände Gottes müssen viel leisten, aber wie funktionieren sie, damit sie allen Menschen helfen können?

Wenn wir ein Abbild unseres Schöpfers sind, dann haben auch unsere Hände etwas Göttliches in sich. Im Zusammenspiel von Hirn, Augen und Händen ist die menschliche Kultur entstanden, von den Tierabbildungen in einer Steinzeithöhle bis zu den Deckenfresken in der Sixtinischen Kapelle. Die ersten Werkzeuge und Kunstwerke haben die Hände eines Jägers und Sammlers hergestellt. Im letzten Jahrhundert sind die technischen Möglichkeiten explodiert.

Dennoch bleibt die Handarbeit unersetzlich und wird entsprechend honoriert. In einem Kirchenlied singen wir: „Was uns die Erde Gutes spendet, was unsrer Hände Fleiß vollbracht“. Unsere Hände sind phänomenal vielseitig. Sie stehen für die Schaffenskraft, aber sie symbolisieren auch Empfänglichkeit und Bedürftigkeit. Denken wir nur an die „Betenden Hände“ von Dürer oder an die trauernden Hände der Muttergottes auf Grünewalds „Beweinung Christi“.

In der Hand spiegelt sich eine unverwechselbare Persönlichkeit, die Individualität. Nicht von ungefähr unterzeichnet der Mensch Schriftstücke mit seiner Handschrift. Die klassischen und immer häufiger die genetischen Fingerabdrücke gelten als untrügliches Identifikationsmerkmal. Was die Verbrecher auf keinen Fall hinterlassen wollen, das machen sehr gerne die Stars des Showbusiness mit dem Beton-Abdruck ihrer Hände auf dem „Walk of Fame“.

Es gibt Bilder berühmter Photographen, die die Kinderhände in den erwachsenen Händen zeigen. So eine wunderschöne Darstellung könnte eine Geschichte erzählen: „Die kleine Hand sagt zu der Großen: Du, ich brauche dich, weil ich bei dir geborgen bin. Ich bitte dich: bleibe in meiner Nähe und halte mich! Darauf erwidert die große Hand: Du, kleine Hand, ich brauche auch dich unbedingt, weil ich von dir ergriffen bin. Komme und lass dich halten!"

Wer vorübergehend seine Hände nicht benutzen kann, der weiß, wie abhängig er von den Händen ist. Wer eine Hand verloren hat, der fühlt sie noch lange Zeit und spürt die Phantomschmerzen. Wir sind dankbar, wenn unsere Hände unverletzt bleiben und wir uns guter Gesundheit erfreuen können. Wir wollen weiterhin Hand in Hand mit Gott arbeiten, denn unsere Namen sind in seine Hand geschrieben (Jes 49,16) und er hält seine Hand über uns (Ps 139,5).

Gott streckt uns seine beiden Hände entgegen, um uns zu umarmen. Die eine Hand Gottes, die uns Versöhnung anbietet, ist Jesus Christus. Wenn wir diese Hand ergreifen und uns von ihr halten lassen, dann retten wir unsere Seele! Der gütige Gott hat noch eine zweite Hand: den Heiligen Geist. Er rührt unser Herz an und gibt uns einen feinen Fingerzeig oder einen kräftigen Antrieb, damit wir uns sicher auf dem Weg zu Gott Vater bewegen.

Ihr Pfarrer Dr. Matthias Rusin

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