Am 4. Mai 2024 findet die 50. Männerwallfahrt von Reckendorf nach Vierzehnheiligen statt. Im Vorfeld ein paar Fragen an Wallfahrtsführer Enrico Gruber:

Frage: 50 Jahre Männerwallfahrt. Ist eine Wallfahrt überhaupt noch zeitgemäß? Was bewegt Menschen, sich auf eine Wallfahrt zu begeben?

Wallfahrten und Pilgern liegen seit vielen Jahren wieder im Trend. Gründe dafür gibt es viele. Die Sehnsucht der Menschen nach einer Abwechslung und Atempause in einer schnelllebigen Zeit, das Verlangen nach Ruhe und Entschleunigung, die Suche nach dem Sinn des Lebens, der Wunsch nach Gemeinschaft, die Hoffnung auf ein spirituelles Erlebnis oder vielleicht einfach nur ein sportlicher Anreiz.

Wer sich zur Wallfahrt aufmacht, unterbricht den gewohnten Lebensablauf und öffnet sich für Neues. Im gemeinsamen Gehen erleben viele Wallfahrer eine neue Weite, die es Ihnen ermöglicht, Dinge in einem anderen Licht zu sehen. Das Gehen ermöglicht für viele einen neuen Zugang zu Gebet und Glauben. Das schönste Erlebnis - das betonen Wallfahrer immer wieder - ist der Einzug in die Basilika Vierzehnheiligen. „Da kann es durchaus einmal vorkommen, dass Tränen kommen - das ist einfach unvermeidbar.“ Und wenn dann aus über 100 Männerkehlen das Lied „Ein Haus voll Glorie schauet“ erschallt, sind alle Strapazen vergessen. Oft wirkt eine Wallfahrt noch lange Zeit bei den Teilnehmenden nach und gibt neue Kraft.

Wie ist die Reckendorfer Männerwallfahrt entstanden und was ist das Besondere?

Die Männerwallfahrt hat Ihren Ursprung im Zweiten Weltkrieg. Soldaten aus Reckendorf versprachen, aus Dankbarkeit eine Wallfahrt nach Vierzehnheiligen zu machen, wenn sie unversehrt aus dem Krieg zurückkommen. Im Jahr 1946, ein Jahr nach Kriegsende, zogen  die Reckendorfer Männer dann zum ersten Mal nach Vierzehnheiligen. In den Folgejahren fand die Wallfahrt nur in unregelmäßigen Abständen statt und schon bald geriet das Versprechen ganz in Vergessenheit. Erst unter Pfarrer Rudolf Kunkel und dank der Mitwirkung einiger engagierter Männer wurde die Wallfahrt wiederbelebt. Seit 1976 machen sich die Männer jedes Jahr in der Regel am ersten Samstag im Mai auf den Weg nach Vierzehnheiligen. Dieser Termin Anfang Mai liegt nicht nur in der schönsten Wallfahrtszeit im Wonnemonat Mai, er verweist auch auf das Kriegsende im Mai 1945 und trägt somit das ursprüngliche Anliegen einer Friedenswallfahrt immer mit sich. Längst nehmen auch Männer aus anderen Orten an der Reckendorfer Männerwallfahrt teil. Vieles haben die Wallfahrer in den vergangenen 50 Jahren erlebt: Eine Wallfahrt über eine Notbrücke, Schneefall im Mai, Hochwasser und damit verbundene Umwege. Jede Wallfahrt hat wohl ihr ganz eigenes Erlebnis. Unterbrochen wurde die Tradition nur noch ein einziges Mal durch die Coronapandemie im Jahr 2020.

Was erwartet die Wallfahrer inhaltlich auf dem Weg?

Die Männerwallfahrt ist getragen vom gemeinsamen Gebet, sowie Zeiten der Stille und Zeiten der Gemeinschaft. Neben den traditionellen und vertrauten Gebeten werden auf vielen Teilen des Weges auch moderne Texte aufgegriffen. So wird die ganze Welt mit ihren stets aktuellen Themen ins Gebet genommen und vor Gott getragen. Jeder Wallfahrer kann sich selbst in den Texten und Gebeten wiederfinden und seine eigenen Gedanken dazulegen. Die bekannten und leicht eingängigen Wallfahrtslieder sind extra in einem kleinen, handlichen Wallfahrtsbüchlein zusammengestellt. Von unseren Musikanten begleitet, beleben und bereichern sie unsere Wallfahrt.

Ist eine Männerwallfahrt heute noch zeitgemäß?

Dass auch heute nur Männer an der Vierzehnheiligenwallfahrt der Pfarrei Reckendorf teilnehmen soll keineswegs eine Diskriminierung darstellen. Wie es ganz selbstverständlich spezifische Angebote für Jugendliche, Senioren oder auch Frauen gibt, so versteht sich die Männerwallfahrt heute als ein spezifisches Angebot für Männer. Die Tatsache, dass die Wallfahrt als reine Männerwallfahrt durchgeführt wird, eröffnet den Teilnehmern einen geschützten Raum, in dem sie ihren Glauben erfahren können. Zugleich entstehen wertvolle Zeiten für Väter mit ihren Jungen und deren Großvätern, wenn nicht selten mehrere Generationen gemeinsam unterwegs sind und Zeit miteinander verbringen. Zeit, die ihnen im Alltag oft fehlt.

In den Wochen vor der Wallfahrt sind Personen im Ort unterwegs und nehmen Anmeldungen entgegen. Wer möchte kann sich bis zum 20. April 2024 gerne auch direkt bei Wallfahrtsführer Enrico Gruber unter Tel. 09544 890 oder enrico.gruber@t-online.de anmelden.

Ablauf der Jubiläumswallfahrt:

• 8:00 Uhr Aussendung der Wallfahrer in der Pfarrkirche St. Nikolaus
• ca. 12:00 Uhr Ankunft der Wallfahrt in Wiesen – Mittagsrast im Gasthaus Thomann
• ca. 13:00 Uhr Weitermarsch
• 15:45 Uhr Einzug in die Basilika Vierzehnheiligen
• 19:00 Uhr Wallfahrtsamt mit  S.E. Bischof em. Friedhelm Hofmann – anschließend Lichterprozession
• 20:15 Uhr Rückfahrt mit dem Bus
• 20:45Uhr Rückkehr der Wallfahrer in Reckendorf
• anschließendLichterprozession und Abschlusssegen