Weniger ist mehr
Ich behaupte jeder von Ihnen hört diesen Satz häufiger. Er ist nicht nur in der Adventszeit von Bedeutung, sondern auch in unserem Alltag präsent. Besonders an vollen Tagen mit vielen Terminen, Begegnungen und Ereignissen strömen viele Informationen auf uns ein. Unsere Wahrnehmungsfähigkeit und Aufmerksamkeit werden dabei enorm gefordert. Oft gelingt es nicht, das Erfahrene angemessen zu verinnerlichen, schon passiert wieder das nächste Ereignis.
Ihnen den Impuls zu geben, einfach weniger zu machen: Das klingt in der Theorie zwar gut, aber wie sieht es in der Praxis aus? Schließlich können wir sehr vieles im Leben einfach nicht planen, voraussehen oder uns dessen Kontrolle entziehen. Abhängigkeiten sind genau wie unvorhergesehene Zwischenfälle hausgemacht und natürlich. Das können wir nicht ändern, so sehr wir es uns an manchen Tagen auch wünschen. So kommt es manchmal vor, dass unsere Reaktion in einer plötzlich neu eintretenden Situation sehr schnell und unüberlegt geschieht: „Ach, hätte ich doch nichts gesagt“, denkt man sich nachher. Solche Reaktionen können im schlimmsten Fall neuen Schaden erzeugen oder sie sind wenig hilfreich für andere.
Beim Stöbern im Internet habe ich ein kurzes Video entdeckt, das gut zu diesem Thema und auch in die Adventszeit passt. Es handelt von den sog. „drei Sieben“. Die Gedanken stammen vom antiken Philosophen Sokrates. Sie beschäftigen sich mit dem Thema Kommunikation.
Er benennt drei Aspekte, auf die es sich lohnt zu achten, bei dem, was wir sagen.
1) Ist das, was ich sage, wahr?
Gerade in Zeiten von Fake-News ist es wichtig der Frage nachzugehen: „Bin ich mir bei dem, was ich sage, zu 100% sicher, oder vermute ich es nur?“
2) Ist das, was ich kommuniziere, positiv?
Seit vielen Jahren gibt es besonders viel Leid auf der Erde. Medien neigen getreu dem Motto „Bad news are good news“ dazu, v. a. „negative“ Nachrichten zu vermitteln. Denn gute Nachrichten sind weniger interessant und verkaufen sich schlechter. Doch tut mir das gut?
Über welche Themen möchte ich mit anderen Menschen ins Gespräch kommen?
3) Wem nützt das, was ich sage?
Vieles, was gesagt wird - davon nehme ich mich nicht aus - ist für andere Menschen aus verschiedenen Gründen eher weniger nützlich. Eigene Beiträge können und dürfen selbstverständlich auch einfach nur unterhaltsam sein. Trotzdem ist es wichtig, sich zu fragen, wem meine Beiträge dienen.
Sinn dieser drei Siebe ist es aber nicht unsere Worte so zu filtern, dass ausschließlich Positives, Nützliches und Wahres gesagt wird. Unser Leben würde ziemlich schweigsam werden.
In der Adventszeit können die drei Siebe jedoch Anhaltspunkte sein, unser Denken und Bewusstsein zu schulen und zu regulieren. Wenn wir sie beachten, können sie uns z. B. vor missverständlichen und vorschnellen Äußerungen oder vor affektuellen Handlungen schützen und somit Schaden von uns abwenden.
Weniger ist mehr: Auf die Siebe bezogen werden Worte zwar deutlich weniger, jedoch erzeugen sie ein Mehr an Achtsamkeit. Sie fördern Wesentliches und können dadurch ebenso zu mehr Vertrauen und Respekt untereinander führen.
Eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit wünscht Ihnen
Ihr Pastoralreferent Christian Storath
