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Anfang Mai erreichte uns die Nachricht: Wir dürfen wieder pilgern, allerdings mit FFP-Masken und ohne Gesang. Unterwegs gelten weitere Einschränkungen wie Mindestabstand von 1,5 Meter für die Personen, die nicht demselben Hausstand angehören. Die Prozessionen von über 100 Teilnehmern sind in der Diözese Würzburg weiterhin nicht erlaubt. Das Liturgiereferat empfiehlt ausdrücklich kleine Gruppenwallfahrten, stellvertretend für die üblichen großen Gemeinschaften.

Unsere „Megawallfahrten“ nach Vierzehnheiligen würden sowieso nicht stattfinden können, da sie einen zeitlichen Vorlauf benötigen. Einige „Miniwallfahrten“, die organisatorisch nicht so aufwendig sind, waren bereits vor Pfingsten unterwegs. Im Juni/Juli sollen noch weitere kleine Wallfahrten aus einem oder anderen Familienkreis vonstattengehen. Es ist uns sehr wichtig, die altehrwürdige und schöne Tradition des Pilgerns gerade in der Corona-Zeit aufrecht zu erhalten.                                                               

Das Pilgern müsste doch den gefährlichen Virus stoppen und nicht umgekehrt. Geschichtlich gesehen, sind die bekanntesten Wallfahrten in Europa wegen der Pestepidemie bzw. anderen Naturkatastrophen entstanden. Seit Jahrhunderten wandern die Gläubigen zu den Kultstätten, um Gnadengaben für sich und ihre Mitmenschen zu erbitten. Sie sprechen auch Gebete für das Aufhören von Krisen und Seuchen. Diese Hinwendung an Gott ist ein Teil unserer Identität.

In der Not erwarten wir Hilfe von Gott und wenn wir uns geborgen wissen, danken wir ihm dafür. Wir tun das gerne in der aufrechten, natürlichen Haltung des Körpers, beim Laufen. So beten wir „mit den Füßen“ und nehmen alle Anstrengungen, Blasen und Schwellungen in Kauf. Damit schaffen wir Distanz zu der „Spaßgesellschaft“ und kommen näher zum Schöpfer der Welt. Wir denken über das Geschehene nach, um die Klarheit für die Zukunft zu gewinnen.

Das ist der Sinn des Pilgerns, aber auch eine der tiefsten Erfahrungen des menschlichen Lebens. In der freien Natur öffnen wir uns für die Kraft des lebendigen Gottes. Er ist unser Beistand auf dem konkreten Weg zu einem Heiligtum und zugleich im Schicksal des Einzelnen. Gott führe einen jeden Menschen in sein Reich, wo aus den Bruchstücken das Ganze, aus dem Angefangenen das Vollendete, aus den Versuchen das Geglückte wird.

Als Christen-Unterwegs sind wir aufeinander verwiesen und angewiesen. Wodurch sind wir gehalten? Wohin richtet sich unsere Hoffnung? Sind wir nicht überfordert angesichts der aktuellen Probleme und Aufgaben? Sind nicht unsere alten Wanderschuhe in der Corona-Krise eine Nummer zu klein, um überhaupt laufen zu können? Dann versuchen wir für diese unbequeme Zeit doch eine Lösung zu finden: ein „passendes Schuhwerk“, damit eine Wallfahrt möglich wird!

Ihr Pfarrer Dr. Matthias Rusin

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